Samurai-Orden
Inhaltsverzeichnis
Im Jahre des Herrn 2179 begab es sich, daß nach ausführlichen Verhandlungen entschieden wurde, die tapferen Streitkräfte der TSU in drei Gruppen aufzugliedern, die den religiösen und kulturellen Ansprüchen genügen sollen. Hiermit wird nun feierlich gelobt, daß der Orden der Ritter vom fahrenden Kreuz, der Orden der Samurai und der Orden der Wölfe des Mahdi entstanden sind, um die Rechtgläubigkeit und die TSU zu verteidigen. Zwischen den Orden besteht mit dem heutigen Tage eine ewige Waffenbrüderschaft.
Parzival von Ehrenbreitstein, General von Ehrenbreitstein Saito Nobutada, Generaloberst Saito Nobutada Mohammed Abdel Aziz, General M. ABDEL AZIZ
Vorwort
Am 4. Juli 2179 treffen auf dem Raumträger Titania die drei höchstdekorierten Offiziere der terranischen Raummarine zusammen: General Parzival von Ehrenbreitstein, General Mohammed Abdel Aziz und der spätere erste Shogun Generaloberst Saito Nobutada. Ganz im Geiste der Rückbesinnung beschließen sie in einer zwanzigstündigen Diskussion, die Streitkräfte in drei unterschiedliche Gruppen aufzugliedern, die den religiösen und kulturellen Hintergründen der Soldaten entsprechen sollen. Feierlich geloben die Generäle ewige Bruderschaft und Waffenhilfe zwischen den neuen Orden: die Geburtsstunde der Kreuzritter, Wölfe des Mahdi und vor allem: der Samurai, wie die Angehörigen der Hatamoto-machi-yakko (etwa „Diener des Shogun und der Städte“) allgemein genannt werden, obwohl diese Bezeichnung eigentlich nur für die Offiziere des Ordens zutreffend ist. Während die Kreuzritter als Sitz den Planeten Jerusalem II (System-Nr. 31 Beta Leonis) für sich beanspruchen und die Wölfe des Mahdi ihre wertvollste Reliquie, einen Splitter des Heiligen Steins aus Mekka, nach Neu-Istanbul im System Psi Capricorni (Nr. 79), der feierlich in Kaaba umbenannt wird, verbringen, bezieht Shogun Nobutada die Zwischenstation Yokohama. Die Verwaltung der terranischen Außenkolonien wird in drei Protektoratsbezirke unterteilt; zwar wird hierbei versucht, auf die religiösen und kulturellen Mehrheiten der jeweiligen Welten Rücksicht zu nehmen, es spielen jedoch auch praktische Gründe und Überlegungen eine gewichtige Rolle und so fällt beispielsweise das System Pi3 Orionis (Nr. 77, Kolonien „Nippon“ & „Ustunomiya“) trotz eines Bevölkerungsanteil von fast 91% Asiaten nicht an den Samurai-Orden, sondern wird den Kreuzrittern polizeigewaltlich unterstellt, verbleibt aber politisch in der TSU. Die Hatamoto-machi-yakko erhalten das zweitgrößte Gebiet nach den Kreuzrittern, zunächst insgesamt 14 Welten der Außenkolonien. Die TSU-Regierung spricht damit jedem der Ritterorden zur Selbstversorgung Welten in seinem Protektoratsbezirk zu; diese –bei den Hatamoto-machi-yakko Shogunat genannt- Planeten oder Monde unterstehen zwar nominell weiterhin der TSU, werden jedoch von der Raummarine regiert, die auch nach eigenem Gutdünken Steuern erhebt und lediglich einen festen Satz von 10% des planetarischen Jahreseinkommens an Terra abzuführen hat. Die übrigen Protektoratswelten –wie Nippon und Ustunomiya unter der Aufsicht der Kreuzritter- behalten ihre lokale Regierung und stehen nur unter der militärischen Oberaufsicht der Ritterorden, die jedoch z.B. im Falle von Aufständen und Steuerverweigerungen auch gegen ihre Schutzbefohlenen vorgehen müssen.
In den folgenden Jahren dient die Raummarine als Hüter der Kolonisten ihrer Protektoratsbezirke vor Übergriffen von Piraten und marodierenden Söldnerbanden. Zeiten der Ruhe werden häufig mit der Veranstaltung prächtiger Turniere zwischen den verschiedenen Orden und bunten Paraden für die Bevölkerung verbracht, das alt-römische „Brot & Spiele“ in neuem Gewand, aber nicht weniger effektiv.
In der stürmischen Ära der Konzernkriege kämpfen die anfangs neutralen bis Pro-Johnatan Derby eingestellten Orden schließlich doch Seite an Seite mit Soldaten des PTI-SEK gegen die Bedrohung durch dessen Shark Investments. Nach dem gewonnenen Krieg jedoch, werden die Ordenstruppen gänzlich in die Außenkolonien abgeschoben – der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, sozusagen. Höhepunkt der Demütigung ist der Schutzgürtelerlaß von 2239, welcher es den Angehörigen der Ritterorden verbietet, sich Terra auf mehr als 30 Lichtjahre zu nähern, was die Hatamoto-machi-yakko drei ihrer ursprünglichen Protektorate (Nr. 5 70 Ophiuchi, Kolonie Sardegna, Nr. 6 A Ophiuchi, Kolonie Sikh II und Nr. 92 Xi Bootis, Kolonie Green Card) kostet. Zur Zeit ist die Lage äußerst gespannt; besonders, da der Orden der Samurai durch den Erlaß einige für ihn wichtige Welten verloren hat. Es gab auch schon desertierende Hatamoto-machi-yakko –Ronin genannt- deren Versuche, den Schutzgürtel in vollem Ordenskleid und Bewaffnung zu betreten sowohl von ihren Ordensbrüdern, wie auch dem SEK bislang wirkungsvoll vereitelt wurden. Erste Gerüchte über einen bevorstehenden Konflikt zwischen dem SEK und den Kreuzrittern werden ebenfalls auf den Sprungstationen geflüstert. In einem solchen Fall währe es absehbar, daß sich die anderen Orden geschlossen auf die Seite ihrer Waffenbrüder stellen würden, daher ist die InSic emsig bemüht, durch Intrigen und Verleumdungen Unfrieden zwischen den Orden zu schüren. Auch sollen durch sie die widererstarkenden Piraten und Söldnergruppen der Außenkolonien finanziell und nachrichtendienstlich unterstützt werden, um damit die Aufmerksamkeit der Kreuzritter, Wölfe des Mahdi und Samurai anderorts, abseits von Terra und Prometheus (Nr. 38, Chi1 Orionis) zu fesseln…
Allgemeines
In den Reihen der Samurai finden sich ausschließlich Anhänger von Shintois- und Buddhismus; üblicherweise asiatischer Abstammung. Der Orden sieht seine Hauptaufgabe im Schutz der Gläubigen und der „befreundeten“ Konzerne, wie etwa Nikita oder Korea-Tabs. Eine Division und ein Garderegiment der Otomo sind zum Wachdienst nach Edo (Nr. 33 Beta Triangulis Australis) abkommandiert, zwei weitere Divisionen bewachen Schmocks Superwerft (hier wurden große Teile der Herrmann von Salza, Flaggschiff des Kreuzritterordens, gefertigt) und selbstverständlich ist auch die Zwischenstation Yokohama, Sitz des Shogun, ständig mit einem Regiment Otomo, sowie 4 regulären Regimentern besetzt. Des weiteren findet man auf nahezu allen Protektoratswelten zumindest eine kleine Garnison der Streitkräfte des Ordens. Die Hatamoto-machi-yakko beziehen ihre Vorbilder aus der reichhaltigen Geschichte Asien, allen voran natürlich das mittelalterliche Japan. Unweigerlich –und dem Zeitgeist, zumindest im Einflußbereich der Ritterorden, angepaßt- spielt in der historischen Betrachtung auch eine gehörige Portion ruhmreicher Verklärung eine gewichtige Rolle – und das hehre Bestreben, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft harmonisch miteinander zu vereinen. Traditionsgemäß haben die Sprößlinge alter Adelsfamilien natürlich die besten Aussichten auf eine Ernennung zum Samurai; das einfache Volk muß schon gewaltige Anstrengungen unternehmen, um dieses Ziel zu verwirklichen und die Kaste der Ashigaru und ji-Samurai zu verlassen, somit zum wahren Krieger nach den Definitionen des Ordens aufzusteigen. Während für den einfachen Soldaten der Umgang mit der Naginata, einer traditionellen Spießwaffe, Pflicht ist, ist es für einen Offizier selbstverständlich, die klassischen Seitenwaffen der Samurai, Katana und Wakhizashi, zu beherrschen. Ebensogroßen Wert genießen die Tugenden Ninjo und Giri, Mitgefühl & Pflicht; Grundlage des Bushido, dem Weg des Kriegers, der den Ordensstatuten zugrunde liegt. In einem wichtigen Punkt unterscheidet sich der moderne Orden aber von seinen Vorbildern: Frauen werden die gleichen Rechte und Pflichten auferlegt, wie ihren männlichen Pendants; einzig der Dienstgrad-Zusatz „Gozen“ kennzeichnet diese Kämpferinnen. Doch neben den hehren Idealen der Samurai fanden auch dunklere, weniger ehrenvolle Traditionen Eingang in den Orden: unter dem Begriff „Kabuki-mono“, was soviel, wie „verrückte Samurai“ bedeutet, findet sich eine Subkultur, gemischt aus den klassischen japanischen Mördern und Verbrechern: Ninja & Yakuza. Diese Entwicklung wurde bereits vom ersten Shogun Nobutada eingeführt, der selbst zwar ein strenger und orthodoxer Anhänger des Bushido war, jedoch –wie schon Seine klassischen Vorgänger- die dringende Notwendigkeit erkannte, auch andere Wege beschreiten zu müssen und zu können, da das Prinzip von Ninjo & Giri auch durchaus gegen den Orden verwendet werden kann. Generell betrachtet man –speziell die Kreuzritter- von Außen die Ordensmitgliedern als introvertierte Individualisten. Dies mag u.a. darin begründet sein, daß die Lebens- und Kampfphilosophie der beiden Orden zu unterschiedlich ist: während ein Kreuzritter unter nahezu keinen Umständen einen toten Kameraden zurücklassen würde, halten die Samurai ein solches Verhalten für töricht und dumm, da der Tod nur einen neuen Anfang im ewigen Kreislauf des Lebens darstellt; der Körper, der zurückbleibt, ist also nur eine leere, nutzlose Hülle, für die sich kein Kampf lohnt. Auch ist bekannt, daß der Orden für Gefangene kein Lösegeld zahlt, obwohl er sich das durch zahlreiche Beteiligungen an verschiedenen Konzernen wohl leisten könnte… Und nicht zuletzt besitzen die Krieger des Ordens einen hervorragenden Ruf als tapfere, edle und unbeugsame Soldaten, der besonders dem SEK schwer im Magen liegt.
Geschichte des Ordens
Noch in derselben Nacht, als die Aufsplitterung der Raummarine beschlossen wurde, rief sich Saito Nobutada zum ersten Shogun der Hatamoto-machi-yakko aus und zur gleichen Zeit verschwanden die alten Insignien auf den Uniformen der asiatischstämmigen Angehörigen der terranischen Raummarine und statt dessen konnte man nun überall die alte japanische Kriegsflagge als neues Daimon, Erkennungszeichen, des gerade gegründeten Ordens erblicken. Es vergehen nur wenige Wochen, bis die Trennung de facto vollzogen und aus der Zwischenstation Yokohama eine wahre Festung geworden ist, von der aus der neue Orden rasch und effizient die Verwaltung der Shogunate und der Protektorate in Angriff nimmt. Vereinzelt werden deshalb Gerüchte laut, wonach Nobutada bereits vor der offiziellen Trennung eine Abspaltung vorbereitet hätte, diese vielleicht sogar willentlich herbeigeführt habe, doch der altgediente Raummarine-General bestreitet dies stets und beharrlich auf das Schärfste. Allerdings sehe er auch keinen zwingenden Grund, dem gerade abgeschlossenen Vertrag länger als nötig zuwiderzulaufen und effizienter Fleiß sei doch schon immer ein typischer Wesenszug der Asiaten, insbesondere der Japaner, gewesen…
Von der Gründung bis zu den Konzernkriegen
Die Entwicklung des neugeschaffenen Ordens der Samurai ging weiter rasch voran und nicht wenige Gerüchte und Legenden gehen damit einher: das offenersichtliche Desinteresse des Ordens Einzelheiten nach Außen dringen zu lasen, unterstützte dies natürlich. Neben dem neuen Hauptquartier auf der Zwischenstation Yokohama wird auch die Burg Tokugawa auf Edo im System Beta Trianguli Australis sowie die Burg Toyotoma auf Mushashi (Beta Canum Venaticorum), neuer Sitz der Generalniederlassung von Nikita als Garnisonsstützpunkte ausgebaut; bald darauf werden dorthin die erste, zweite und vierte Division des Ordens abkommandiert. Wie auch bei den anderen Orden liegt die Hauptaufgabe der Hatamoto-machi-yakko zunächst darin, dreiste Piraten, Schmuggler und marodierende Söldner in die Schranken zu verweisen, da diese die Spaltung der Raummarine als Schwäche mißdeuten und im glauben, leichtes Spiel zu haben, ihre Aktivitäten massiv erhöhen und erweitern. So wird am 09. August 2182 Schmocks Superwerft im System Eta Scorpii von dem Söldnerregiment Fuchs Füsiliere im Handstreich erobert; alle Ordensangehörigen, die auf dieser Welt kaserniert waren, sterben den mehr oder weniger glorreichen Heldentod. Tai-Shu Myago Hideatomo wird daraufhin beauftragt, den Planenten zu entsetzen, ohne die Industrie- und Werftanlagen zu beschädigen, wofür Ihm Shogun Nobutada nahezu die Hälfte der einsatzbereiten Streitkräfte zur Verfügung stellt. Erwartungsgemäß wird Schmocks Superwerft binnen kürzester Frist befreit, doch sind die Verluste gewaltig; vor allem die Fabrikanlagen der Werft werden weitestgehend zerstört. Der Tai-Shu verübt ob dieses Fehlschlages aus Sicht von Ninjo und Giri ehrenvollen Seppuku und ein Großteil Seiner untergebenen Offiziere tat es Ihm nach. Der Orden wiederum sagt daraufhin –unterstützt durch Konzerne, wie Nikita- umfangreiche Reperationsleistungen zu und stationiert von nun an eine weitere Division vor Ort, um neuerlichen Übergriffen vorzubeugen. Nach und nach endet die Ära der Piratenkriege; in der Folgezeit ist es verhältnismäßig ruhig und friedlich, so daß der Orden reichlich Zeit für umfangreiche strategische Maßnahmen zur Verbesserung der Verteidigungskraft hat. Eine Häftlingsrevolte auf der Strafkolonie Treiber IV im August 2195 führt derweil zu einer Umstrukturierung dieser Art des Strafvollzuges: war die Verwaltung besagter Kolonien bislang Aufgabe der von PTI gestellten Polizeikräfte, werden sie nun zum größten Teil an die Ritterorden übertragen, die zum Ausgleich 70 % der dort durch Zwangsarbeit erwirtschafteten Erträge –aus lokalen Minen und Fabrikanlagen- erhalten. Gegen revoltierende Gefangene wird nun aber nicht mehr länger das Zivilrecht sondern das erheblich strengere Militärrecht –inkl. Todesstrafe- angewandt. Die Rädelsführer der Rebellion auf Treiber IV werden in einem schnellen Schauprozeß medienwirksam abgeurteilt und exekutiert. Leider scheint das dem Orden nicht viel zu nützen, da die einzige in Frage kommende Strafkolonie –Grünbaum (Nr. 11, System Alpha Bootis) ein Hochsicherheitsgefängnis ist, das nicht darauf ausgelegt ist, in irgendeiner Art und Weise wirtschaftlich produktiv zu sein. Schon bald nutzt der Orden deshalb seine guten Konzernverbindungen, um diesen Gefangene Illegalerweise als billige –nun ja, „kostenlos“ währe übertrieben, immerhin werden Transport, Kost und Logis fällig, nicht- Arbeitskräfte zu überlassen; ein Umstand, der dafür Sorge trägt, daß sich die größtenteils nach wie vor angeschlagenen Konzerne gegenüber PTI behaupten können, anstatt, wie viele andere alteingesessene Marken darin aufzugehen. Im Gegenzug übernehmen die Konzerne einen Teil der Ausbildung der ordenseigenen Techniker und Wissenschaftler und beide Seiten achten streng darauf, daß derartige Verstrickungen nicht allzu öffentlich publik werden. Dies führt u.a. dazu, daß ein PTI-Angehöriger weder auf Konzerngelände noch im Umfeld des Ordens gern gesehen wird; es kam bereits häufiger zu unglücklichen „Unfällen“… InSic, Kabuki-mono und Konzerneigene Sicherheitsdienste liefern sich also bereits seit Jahren einen heimlichen, aber nicht desto weniger tödlichen, Krieg hinter den Kulissen. Wie auch die anderen Orden, sehen sich die Samurai Anfang des 23. Jahrhunderts dem Problem des fehlenden Nachwuchses gegenüber, wenn auch keinesfalls so stark, wie beispielsweise die christlichen Kreuzritter. Die vorangehenden knapp zwanzig ruhigen Jahre schrecken abenteuerlustige Haudegen eher ab, die es vorziehen, bei PTI anzuheuern, da die dort gebotene Polizeiarbeit eher den Geschmack von Freiheit und Abenteuer vermittelt, als öde anmutende Katastrophenschutz- und Wachdienste. Der immer mächtiger werdende Konzern nutzt diesen Umstand, um wieder einmal die Nutzlosigkeit der drei Orden hervorzuheben und fordert wiederholt deren Auflösung, zumal ich viele religiös motivierte Jugendliche mittlerweile eher den Kirchen selbst, als den Orden zuwenden. Die Samurai als Orden treten dem gegenüber, indem jeder Bürger in den Shogunaten und der von ihnen verwalteten Protektorate inoffiziell zum Ronin erklärt wird, was die Abenteuerlust der Jugend doch erheblich dämpft, kaum das dieses per „Mundpropaganda“ als Gerücht kursiert. Offiziell dementiert der Orden diese Haltung allerdings auf das Schärfste. „Natürlich hat jeder Bürger der TSU, auch und gerade in den Protektoraten des Ordens, uneingeschränkte Freiheit im Bezug auf Reisen, Bildung, Arbeit, insbesondere auch Arbeitgeber und Ort! Alles andere währe ein widerrechtlicher Verstoß gegen die Verfassung!“, so Shogun Kamisage Sho, in einer Presseerklärung vom 06. Januar 2203. Der bestständige Ruf nach Abschaffung überalteter Relikte seitens PTI trägt natürlich nicht sonderlich dazu bei, die teilweise recht angespannten Beziehungen zu verbessern; auf Nippon und Ustonomya, die den Hatamoto-machi-yakko zwar nie als Protektoratswelten überlassen wurden, aber einen sehr hohen Bevölkerungsanteil an Asiaten haben und unter politischer Kontrolle durch PTI stehen, kommt es verstärkt zu gewalttätigen Demonstrationen gegen das jeweilige gegnerische Lager und immer häufiger zu Zusammenstößen der örtlichen PTI-Polizei und den Arbeitern und Angestellten des Pro-Samurai-Konzerns Nippon Inc.. Dennoch eskaliert der Konflikt nicht dort, sondern auf Torellis Five: dort wird ein hochrangiger Flottenoffizier der Kreuzritter, Admiral von Schneider, während eines Landeurlaubes heimtückisch ermordet (heute lautet die offizielle Lesart, daß sich dahinter ein früher terroristischer Anschlag von Shark verbirgt), was das sprichwörtliche Faß zum überlaufen bringt: die aufs äußerste empörten Kreuzritter besetzen den Planeten und liefern sich heftige Feuergefechte mit den dort stationierten SEK- und Polizeieinheiten von PTI. Sowohl der Konzern als auch die Kreuzritter kommandieren daraufhin weitere Kampfverbände in das System ab und ein Bürgerkrieg scheint nahezu unausweichlich; vor allem, als sich die Hatamoto-machi-yakko aufgrund des Bündnisvertrages gezwungen sehen, den Kreuzrittern Beistand zu leisten; so ungern sie diesen auch leisten, fürchten sie doch weitere Repressalien seitens PTI gegenüber den mit ihnen zusammenarbeitenden Konzernen. Einzig die Wölfe des Mahdi verhalten sich zunächst abwartend, was beinahe zu einem Konflikt zwischen ihnen und dem christlichen Orden führt. Die Samurai verstehen hingegen sehr gut das Dilemma, in dem sich Aga Akim Bey befindet und es gelingt ihnen, zu vermitteln, während sie auf ihren Protektoratswelten ungeachtet dessen sämtliche PTI-Einrichtungen in einer Nacht und Nebel-Aktion okkupieren, um einem wirksamen Gegenschlag des Konzerns zuvorzukommen. Als ein Systemweiter Krieg unaufhaltbar erscheint, ermahnt der amtierende TSU-Präsident Whitley Forbes Morrell die Gegner zu Ruhe und einer vernunftorientierten Vorgehensweise; hierbei unterstützt ihn der Aga der Wölfe des Mahdi nachhaltig. In einer beeindruckenden Rede zur Lage der TSU, erinnert er sowohl die Orden wie auch PTI an Rechte und Pflichten und ruft die gesamte Bevölkerung der TSU dazu auf, die kämpfenden Parteien durch passiven und aktiven Widerstand zu boykottieren. Die Hatamoto-machi-yakko beugen sich als erste diesem Appell und in einer mehrstündigen Sitzung gelingt es dem amtierenden Shogun Hitachi Gozem die Führung der Kreuzritter -den Hohen Rat- davon zu überzeugen, die Kampfhandlungen endgültig einzustellen. Nach und nach entspannt sich die Lage, doch damit ist der aufkeimende Haß zwischen den Orden und PTI keinesfalls vergessen und vergeben. Der Handelskrieg der Interessengemeinschaft für Chancengleichheit am galaktischen Markt (ICGM; vgl. Geschichte der TSU im Grundregelwerk, Seite 153) im Jahre 2220 trifft den Samurai-Orden zwar nicht ganz so schwer, da dieser weiterhin mit Konzernen, wie Nikita (Fahrzeuge, Waffen, Mikroelektronik), Korea-Tabs (Pharmazie), Nippon Inc. (Lebensmittel), Bejing (Elektronik), Taipan AG (Rohstoffhandel), Hyundaihatsu (Raumschiffe, Fahrzeuge) und anderen in enger und engster Kooperation steht. (Nicht wenige dieser großen und kleinen Konzerne haben ihre Hauptniederlassung und die Produktionsanlagen mittlerweile auf Welten des Shogunats oder zumindest unter dem Protektorat des Ordens.) Dennoch ist die Lage mehr als angespannt und verworren, denn der Orden zählt offiziell zu den von dem Handelembargo betroffenen Institutionen und zahlreiche der Konzerne wiederum gehören der ICGM an. Die Samurai sehen sich dem Prinzip von Ninjo und Giri ein weiteres Mal nahezu hilflos ausgeliefert, denn ihnen ist klar, welche Auswirkungen eine weitere Expansion von PTI auf sie selbst, wie auch die Konzerne und die TSU haben kann; gleichzeitig sind sie als Nachfolger der terranischen Raummarine natürlich an die Weisungen der TSU gebunden – und die wiederum verfolgt einen klaren und harten Kurs: keine Kompromisse, keine Zugeständnisse gegenüber den Streikenden, was unausweichlich zum Konflikt führen muß. Am 24. Dezember 2235 schließlich, fünf Jahre nachdem der Handelskrieg offiziell beendet wurde, ohne das auch nur eine Forderung erfüllt worden währe, besetzen paramilitärische Truppenverbände Sharks Terra und der Aufsichtsratsvorsitzende Johnatan Derby ruft sich vollmundig zum „Ersten Terraner“ aus: der Beginn des Konzernkrieges. Der Orden sieht scheinbar tatenlos zu; ist dabei aber innerlich kurz vor der Spaltung: einerseits ist Derby nicht der rechtmäßig gewählte Präsident der TSU, andererseits handelt es sich bei diesem Staatsstreich um ein beinahe gesellschaftsfähiges politisches Mittel, das besonders in der japanischen Vergangenheit –insbesondere bei den ruhmreichen Vorbildern des Ordens- zur Geltung und Anwendung kam. Da man sich auf höchster Ebene nicht zu einer eindeutigen Entscheidung durchringen kann und auch die anderen beiden Orden die verzweifelten Hilferufe des PTI-SEK scheinbar geflissentlich überhören, entscheidet Shogun Tetsuhara Mushashi zunächst abzuwarten und Ruhe und Ordnung im eigenen Protektorat aufrechtzuerhalten. Doch dann wird am 18. Januar 2236 die II. Raumflotte der Kreuzritter beim sog. Bergerác-Massaker mittels Sabotage nach Groombridge 1618 gelockt und dort von Shark-Verbänden nahezu restlos vernichtet, woraufhin Papst Innozenz XVI. zum heiligen Kreuzzug gegen Shark aufruft und Shogun Mushashi sieht sich zum handeln gezwungen. Die miteinander verbündeten Orden schließen sich mit den Truppen von PTI zusammen und ziehen gemeinsam mit gnadenloser Härte gegen den niederländischen Konzern. Bereits im Herbst 2237 sind die Kämpfe nahezu beendet; nachdem sich die Überreste der Shark-Verbände im System Kappa Phoenicis (Nr. 67, Kolonie El Alamein) den vereinigten Flotten der drei Orden und PTI zur Entscheidungsschlacht stellten und nahezu völlig aufgerieben wurden, bleibt nur noch Oranien (Nr. 127, van Maanens Stern), die Zentralwelt des Shark-Konzerns, als letzter Stützpunkt der Rebellen. Man ist von Seiten der TSU-Regierung (Vizepräsident Noel Allister MacLain), der Ordensführer der Samurai (Shogun Tetsuhara Mushashi), Wölfe des Mahdi (Aga Akim Bey) und Kreuzritter (Hochmeisterin Isabella de Croye) darin überein gekommen, den womöglich dorthin geflohenen Derby –er gilt seit dem 13. August des Jahres als vemißt- möglichst lebend gefangen zu nehmen, um Ihm den Prozeß machen zu können; einzig PTI (Konzernchef Benjamin Weiß) spricht sich vehement dagegen aus. Die Kreuzritter entsenden noch während der Verhandlungen eilig eine Flotte unter Raummarschall Beppo von der Mark, um das System abzuriegeln, bis eine endgültige Entscheidung durch die Allianz gefällt wurde, doch dieser befiehlt im blinden Haß auf Derby & dessen Anhänger –nahezu seine ganze Schwertbruderschaft kam bei dem Bergerác-Massaker ums Leben- die völlige Vernichtung Oraniens unter Einsatz von Nuklearwaffen. Für diese unehrenhafte Handlung und Befehlsverweigerung wird der Raummarschall nur zwei Stunden nach der Kapitulation der wenigen Überlebenden von der Hochmeisterin persönlich und öffentlich exekutiert. Nachdem die offiziellen Kampfhandlungen eingestellt sind, beansprucht der Samurai-Orden alle Liegenschaften des zerschlagenen Shark-Konzerns und dessen Verbündeter innerhalb seiner Shogunate und Protektorate als Reparationsleistungen, was den Beginn eines langwierigen Rechtstreites mit dem Wirtschafts- und Justitzministerium darstellt.
Von den Konzernkriegen bis heute
2238 wird „Big Benji“ Weiß, Aufsichtsratsvorsitzender von PTI, zum Präsidenten der TSU gewählt. Während die Kreuzritter aufgrund der Verquickung von Konzern- und politischem Amt, gegen die Wahl Protest einlegen, da sie darin eine akute Gefährdung der Demokratie sehen, scheinen die Hatamoto-machi-yakko den seit Kriegsende andauernden Streit um die ehemaligen Shark-Niederlassungen innerhalb ihres Einzugsgebietes durch Fürsprache von PTI endlich für sich entscheiden zu können… Die ohnehin kaum vorhandene Opposition verstummt nach und nach und die Hatamoto-machi-yakko beginnen die stillgelegten und teilweise erheblich beschädigten ehemaligen Shark-Anlagen wieder instand zusetzen; unterstützt von den befreundeten Konzernen. In einer geheimen Konferenz zwischen Großadmiralin Josephine d’Arcy, Aga Sadullah Bey und Shogun Okuyama Takateru –Sein Vorgänger fiel unmittelbar nach Kriegsende einem Attettat zum Opfer, was den rituellen Selbstmord des gesammten 1. Otomo-Regimentes nach sich zog- kommt man derweil darin überein, Weiß sei im Vergleich zu Derby immer noch das kleinere Übel. Es wird beschlossen, der TSU weiterhin die Treue zu halten und die Politik von PTI zu unterstützen, um einen neuerlichen Krieg, den sich keine der Parteien wirklich leisten kann oder will, zu verhindern. Dann jedoch, mit dem Schutzgürtelerlaß von 2239, wird allen Mitgliedern der Raummarineorden aus Gründen der militärischen Sicherheit der Kernwelt und des TSU-Regierungssitzes untersagt, sich Terra auf mehr als 30 Lichtjahre zu nähern. Dies ist besonders für den Samurai-Orden ein harter Schlag; befinden sich doch einige wichtige Systeme –u.a. 70 Ophiuchi (Nr. 5, Kolonie Sardegna), A Ophiuchi (Nr. 6, Kolonie Sikh II) und Xi Bootis (Nr. 92, Kolonie Green Card)- ihrer Einflußsphäre innerhalb dieses Radius. Erst nach zähen Verhandlungen (unter Leitung von TSU-Verteidigungsminister Arnold Eggenschwarzer), sowie der (inoffiziellen) Zusage, beruhigend auf die anderen Orden einzuwirken und die Regierung der TSU im Falle eines Konfliktes militärisch zu unterstützen, werden zumindest die Systeme Beta Canum Venaticorum (Nr. 26, Kolonie Mushashi und Zeta Herculi (Nr. 95, Kolonie Voltigeur) von dieser Regelung ausgenommen, jedoch muß man sich jeweils mit einer Garnison des SEK abfinden. Gleiches gilt für A Ophiuchi und Xi Bootis, deren Sprungstationen – Kali und Depardieu- allerdings nur noch solange vom Orden unter den wachsamen Augen von SEK und Roten Falken genutzt werden dürfen, bis eine Sprungstation im System Nr. 16, Alpha Circini, eingerichtet ist. Im Gegenzug wird der Prozeß um die Shark Investments-Besitzansprüche im Einflußgebiet der Hatamoto-machi-yakko durch den Obersten Gerichtshof der TSU endgültig und im Eilverfahren zu Gunsten des finanziell erschöpften Ordens entschieden und außerdem noch die Protektoratswelt Eta Bootis (Nr. 49, Kolonie Scorpions Hole) als neues Shogunat anstelle von A Ophiuchi –welches dem SEK zufällt- zugesprochen. Diese Behandlung wollen sich einige, der auf Sikh II heimisch gewordenen Krieger aber nicht teilnahmslos gefallen lassen; sie verweigern den Befehl, die Garnison aufzugeben und verbarrikadieren sich kampf- und verteidigungsbereit, während die TSU-Regierung, das SEK und eine Einheit Rote Falken in Marsch setzt, um die -von Shogun Takateru mittlerweile zu Ronin erklärten- Krieger und Gesetzesbrecher festzunehmen. Obwohl die Ronin sich einer fast dreifachen Übermacht gegenübersehen, gelingt es ihnen, fast fünf Wochen die Stellung zu halten und die TSU-Truppen müssen sich jeden Handbreit Boden teuer mit Blut erkaufen. Offiziell billigt der Orden das Vorgehen der TSU, hinter den Kulissen aber ist eine neue Legende geboren: die tragische Geschichte der „zweiten 47 Ronin“. Nichtsdestotrotz sieht Shogun Okuyama darin einen enormen Gesichtsverlust für sich und den Orden und begeht am Morgen des 01. Juni 2239 rituell Seppuku. Sein Nachfolger wird Tai-Shu Mori Michinobu, dessen erste Amtshandlung es ist, den Bau der Sprungstation „Kanadehon Chushingura“ auf Schmocks Superwerft in Auftrag zu geben, um –wie es mit der TSU vereinbart ist- das System Alpha Circini erforschen zu lassen. Zu seinem großen Bedauern muß er beide Projekte aber schon bald darauf auf unbestimmte Zeit verschieben, da die Piraten innerhalb des Protektorates wieder ein aggressiveres Vorgehen an den Tag legen. Diese „fadenscheinige Begründung“ (PTI-Aufsichtsratsmitglied und TSU-Außenminister Lars Reuter) mißfällt dem SEK, dem aber von Seiten des rechtlich zuständigen Ordens jede Untersuchung innerhalb der Shogunate und Protektorate höflich, aber bestimmt untersagt wird. Das einzige, was den Regierungs- und Konzerntruppen bleibt, ist, die Einheiten der vier „Samurai-Garnisonen“ zu verstärken.
Der Frieden bleibt also in eine dünne, zerbrechliche Schale gehüllt, unter deren Oberfläche es weiterhin gärt; erneut spottet besonders das SEK über die Unzulänglichkeit der Orden – doch deren Stimme versagt angsterfüllt, als 2244 der überschwere Flottenträger des Kreuzritterordens, die die mehr als zehn Kilometer lange Hermann von Salza, auf Schmocks Superwerft (Nr. 54, Eta Scorpii) nach über achtjähriger Bauzeit vom Stapel läuft. Sämtliche Einheiten des SEK werden umgehend in höchste Alarmbereitschaft versetzt, da PTI davon ausgeht, der einzige Zweck dieses Schiffes sei es, ganze Raumflotten durch den Schutzgürtel nach Terra (Nr. 1, Sol) und Prometheus (Nr. 38, Chi1 Orionis) zu bringen. Die Kreuzritter behaupten allerdings, die HvS diene lediglich als solides, beeindruckendes Bollwerk gegen das wieder erstarkende Söldner-, Piraten- und Schmugglerunwesen, während die Hatamoto-machi-yakko eine weitere Division und einen Großteil der I. Raumflotte dauerhaft im System Eta Scorpii stationieren; um einer weiteren Besetzung durch marodierende Söldner zuvorzukommen, wie es heißt. Wird es einen weiteren Bürgerkrieg geben – nur die Zeit kann diese Frage wirklich beantworten, ebenso, wie die Gerüchte um den Bau eines Schwesterschiffes der HvS… Tatsache ist aber, daß der Samuraiorden sowohl die Zahl seiner Soldaten beständig erhöht, wie auch mit dem Bau einer dritten Raumflotte begonnen hat.
wird fortgesetzt