Goldfeld-Konflikt

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Als Goldfeld im Jahr 2079 durch die russisch-japanische Bergbaugesellschaft Nikita in Besitz genommen wurde, versetzte dies dem Markt für Edelmetalle in der gesamten TSU einen Schock. Auf dem Planeten lag das Gold im wahrsten Sinne des Wortes auf der Straße. Die Vorkommen waren dermaßen reichhaltig, daß der Goldpreis im Laufe der nächsten 12 Monate auf 1/20 seines Ausgangswertes sank. Erst als die Regulierungsbehörde im Sommer 2080 eingriff und Nikita mit strikten Exportrestriktionen belegte, erholte er sich langsam, erreichte aber erst 2187 wieder seinen Ausgangswert.

Diese zwölf Monate hatten jedoch gereicht, um aus Nikita einen der wohlhabendsten Konzerne nach PTI (und später Shark Investments) zu machen. Heute ist der Industriegigant in nahezu jeder Branche tätig, und Politikwissenschaftler sind sich einig darüber, daß die politische Lage in der TSU jetzt deutlich anders wäre, wenn die Konzernspitze jemals in der Art der Konzernkriegsrivalen in die Politik eingestiegen wäre. Die Mentalität des Konzerns lehnte so etwas aber von jeher strikt ab und Nikita lieferte seine Waren stets ohne Vorbehalte an denjenigen, der bereit war, den Preis dafür zu zahlen.

Während der Reichtum von Nikita wuchs, stürzten viele Prospektoren in den Ruin. Nikita hatte, nachdem die überirdischen Vorkommen gesichert waren, noch vor dem großen Börseneinbruch für horrende Beträge Schürflizenzen erteilt. Der Abbau war an endlose Formalitäten gekoppelt, dennoch setzte ein Goldrausch ein, der in der Geschichte seinesgleichen sucht. Ganze Dorfgemeinschaften verkauften Haus und Hof und schlossen Kreditverträge ab, die sie über Generationen an die finanzierenden Bankhäuser fesselten. Nur die wenigsten waren schnell genug, um ihre Beute noch zu einem tragbaren Preis an den Mann zu bringen. Die übrigen verloren alles, was sie hatten, und wurden quasi zu Sklaven der Kreditinstitute. Die fähigsten von ihnen kaufte Nikita großzügig „frei“ und ließ sie für den Rest ihres Lebens gegen freie Kost und Logis für einen Hungerlohn für den Konzern schuften.

Trotz der Flaute auf dem Goldmarkt hatte Goldfeld noch einiges zu bieten. Es gab Vorkommen anderer Bodenschätze wie Uran, Silber, Kupfer und Blei. Nikita ließ Mine um Mine in den Planeten graben und sorgte damit für einen Schub an Arbeitsplätzen, der die Regierung der TSU rasch vergessen ließ, in welch skrupelloser Art zuvor der Markt manipuliert worden war. Als Nikita 2112 in die Raumschiffproduktion einstieg, wurden im Orbit von Goldfeld Dutzende von Orbitalwerften installiert, welche das in den riesigen Fabriken auf der Oberfläche erzeugte Baumaterial direkt verarbeiteten.

Zu Beginn des 23. Jahrhunderts schließlich erlitt Goldfeld das Schicksal, das jede Minenkolonie irgendwann ereilt. Die Vorkommen waren erschöpft und der Konzern zog alle noch brauchbaren Industrieanlagen ab und verkaufte die Überreste an eine Verschrottungsgesellschaft. Die Arthur Todtmacher Planetenverwertungen AG versilberte die Überreste der einst stolzen Fabrikgebäude und holte ein wissenschaftliches Gutachten über die weitere Nutzbarkeit des Planeten ein. Die Ergebnisse waren nicht schlecht, und so wurde beschlossen, Goldfeld in ein Skiparadies umzuwandeln. Zu diesem Zweck wurden Dutzende von Terraformern installiert sowie Algen und Bakterienkulturen angesiedelt. Die Pläne sahen vor, die Umwandlung bis Ende der 70er Jahre abgeschlossen zu haben.

Man hatte die Rechnung jedoch ohne den Wirt gemacht. Dieser hieß Der Schwarze Hans, war ein überaus erfolgreicher Piratenkapitän und bekam 2239 von einem untreuen Mitarbeiter der Todtmacher AG einen Tip, daß den Herren von Goldfeld offenbar eine lukrative Diamantmine entgangen war. Die voll im Gang befindlichen Terraforming-Projekte waren für Hans natürlich ein erheblicher Störfaktor, denn auf einem Ferienparadies würde er nicht, wie bisher, im Schutz moderner Stealth-Technologie heimlich seine Mine ausbeuten können (der ursprünglich Entdecker hatte bald nach seinem Gespräch mit dem Piraten einen häßlichen Unfall in Druckschleuse 13 von Goldfelds Orbitalstation). So begann er mit einer Reihe sorgsam geplanter Sabotageaktionen. Ein fingierter Frachterabsturz über dem Ozean entließ eine Substanz ins Wasser, welche die sich bereits eifrig vermehrenden Algen und Bakterien nachhaltig beeindruckte. Dann machten die erstaunten Techniker der Terraformer eines Morgens bei Schichtbeginn die Entdeckung, daß irgend jemand ein paar zentrale Schläuche vertauscht und die Messgeräte so geschickt genarrt hatte, daß diese über ein halbes Jahr statt Sauerstoff Kohlendioxyd in die Atmosphäre gepumpt hatten.

Als die Konzernspitze von Todtmacher davon informiert war, daß hier jemand ein schmutziges Spiel spielte, war sie bereits in ihrem Plan um 10 Jahre zurückgeworfen. Um die bereits getätigten Investitionen nicht völlig zu verlieren, wurden für Unsummen Söldner der Hellion Legion angeheuert, um den Planeten zu beschützen (es entspricht der Politik der TSU, keine Regierungstruppen in Systemen zu stationieren, die als „aufgegeben“ gelten).

Der Schwarze Hans war darüber alles andere als erfreut und beschloß, schwerere Geschütze aufzufahren. Er leitete einigen Personen in der Führungsriege der Onyx-Adler gefälschte biologische Gutachten zu, welche besagten, daß der bislang für einen weitgehend toten Steinbrocken gehaltene Planet eine Vielzahl einzigartiger einheimischer Organismen beherbergte, welche durch Todtmachers Projekte auszusterben drohten. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion griff eine Kampfgruppe der Onyx-Adler die Kolonie an. Die Hellion Legion hatte bislang keine Notwendigkeit gesehen, Flottenverbände im Orbit zu stationieren und sich auf die Stationierung planetarischer Verteidigungskräfte beschränkt. Der Angriff der Öko-Terroristen erfolgte aus der Luft und traf die Söldnereinheiten unvorbereitet. 70% der Söldner fanden den Tod, unter ihnen Janosch Olonsky, der jüngere Bruder von Colonel Mikhail Olonsky, dem Anführer der Hellion Legion. Darüber hinaus wurden 87% der Terraformer einsatzunfähig gemacht. Die Verluste der Onyx-Adler hielten sich in vertretbaren Grenzen.

Aus diesem Vorfall entbrannte ein Rechtstreit zwischen der Todtmacher AG und Olonsky, welcher sich im Kern um die unzureichende Informierung der Legion über die Möglichkeit eines Überfalls durch militante Öko-Aktivisten drehte. Nachdem Olonsky in der ersten Instanz verlor, befindet sich der Fall mittlerweile vor dem Unions-Gerichtshof.

Der Schwarze Hans frohlockte, doch nicht für lange. Todtmacher war weit davon entfernt, aufzugeben. Der Konzern war gegen Akte von Terrorismus versichert, und darüber hinaus hatte die Aktion das SEK auf den Plan gerufen. Im Frühjahr 2242 wurden neue Terraformer geliefert und sowohl Flottenverbände, als auch Truppen im System stationiert.

Mittlerweile war der Pirat über das Stadium logischen Denkvermögens hinaus. Er wollte seine Diamanten, und es wurde für ihn eine Frage des Prinzips. Er köderte zwei weitere Piratenkapitäne, Rotauge Harris und Markus Einhand, ihm gegen einen gewissen Erlösanteil Schiffe und Truppen zur Verfügung zu stellen und fand sogar noch ein paar verzweifelte Shark-Splittergruppen, die er mit der Aussicht auf einen Stützpunkt auf Goldfeld in ein Zweckbündnis lockte. Im Herbst 2243 überfiel eine beachtliche Piratenflotte das System und fegte die überraschten SEK-Verbände aus dem All. Anschließend wurden Truppen angelandet und die auf dem Boden stationierten Militärs niedergemacht. Harris und Einhand realisierten entsetzt, was auf Goldfeld vorgefallen war und zogen ihre Truppen zurück. Aber es war zu spät. Überlebende hatten die Angreifer identifiziert, und nun nahm es die Regierung persönlich, und zwar so persönlich, wie eine Regierung den Verlust von 5 Millionenschweren Kriegsschiffen und das Massaker an 20.000 Soldaten nur nehmen kann. Innerhalb einer Woche standen die drei Kapitäne auf der „InSic-Most-Wanted“-Liste ganz oben und der Verteidigungsminister erklärte die Generalmobilmachung für 8 umliegende Systeme. Das wiederum brachte die Todtmacher AG in helle Panik, denn für Goldfeld galt nun Kriegsrecht, und eine Klausel im Versicherungsvertrag schloß Kriegsschäden an den Terraformern von der Haftung aus. Nur die persönliche Vorsprache des Aufsichtsratsvorsitzenden bei einem Verwandten in der Regierung verhinderte die flächendeckende Bombardierung der Piraten- und Rebellenstellungen, die sich pikanterweise in unmittelbarer Nachbarschaft der Terraformer befanden.

So entbrannte der Goldfeld-Krieg, der größte Nachkriegs-Konflikt in der Geschichte der TSU neben der Asterion-Krise. Von März 2244 bis zum Frühjahr 2245 tobte der Bodenkampf, wobei die ausgezeichneten Jäger- und Chopperpiloten der Rebellen, die aus geheimen Basen heraus operierten, dem SEK immer wieder verheerende Verluste zufügten. Dies änderte sich, als Colonel Theodor Resnik auf den Plan gerufen wurde. Der stellvertretende Kommandeur der Roten Falken, der Eliteeinheit des Sicherheitsministeriums, besuchte die Front eine Woche lang und kehrte mit einer Liste von Forderungen zurück nach Prometheus , die Minister Sentenza zähneknirschend erfüllte. So wurden unter anderem 100 Crickets, Flak-Panzer der neuen Wanzen-Klasse aus Tiefurt, geordert, um die Bodentruppen gegen die frechen Rebellen-Jagdflieger zu schützen. Außerdem landete ein komplettes Regiment der Roten Falken, um den Blutzoll für die gefallenen Kameraden vom SEK einzutreiben.

Nach dem Stand der Dinge haben die Piraten und Rebellen verheerende Verluste erlitten. Die Luftüberlegenheit liegt seit Juli 2245 eindeutig beim SEK und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis der letzte Widerstand gebrochen sein wird, zumal unbestätigten Gerüchten zufolge der Schwarze Hans bereits von Goldfeld geflohen ist und seine Männer im Stich gelassen hat. Und wieder hat Nikita an Goldfeld verdient, denn viele der eingesetzten Waffensysteme stammen aus den Werkhallen des findigen Konzerns. Alle anderen Beteiligten haben teuer für die Gier eines Piraten nach Diamanten bezahlt: Bislang fanden in den Konflikten um Goldfeld 37.000 Menschen den Tod.

--Großkomtur 12:15, 26. Nov 2006 (CET)