Der alte Sekretär
Im Innenministerium und seinen Filialen, den Zentralbehörden und InSic-Büros, sind mehrere zehntausend Leute beschäftigt, die dort Tag ein Tag aus die Daten der Bürger der TSU verwalten, unter Leitung des PTI-PDs die Kriminalitätsbekämpfung organisieren, die öffentliche Sicherheit und die Integrität ihrer Mitbürger sicherstellen.
Die meisten dieser Leute arbeiten in riesigen Gebäudekomplexen, in denen riesige Datenmengen umgewälzt werden.
Trotz der Tatsache, dass eigentlich alle Daten auf einen Datenkristall passen würden, gibt es riesige Archive, in denen Kopien von Datenkristallen liegen oder auf denen Akten so gespeichert sind, dass sie keine geheimen Informationen enthalten oder spezielle Informationen, die nicht mit anderen Daten zusammen gespeichert werden dürfen.
Allgemein kann man sagen, dass es so gut wie niemanden gibt der weiss, was in diesen Gebäuden wirklich vorgeht, denn die meisten Bereiche darf man nur dann betreten, wenn man dort arbeitet, denn auch die InSic arbeitet dort und viele geheime Informationen werden vor allen versteckt, die nicht unmittelbar dazu berechtigt sind, sie einzusehen.
Das ganze Ministerium wird durch eine extrem bürokratische Organisationsstruktur zusammengehalten, und jede Datei, jede Akte wird lückenlos verwaltet.
Jemand der Auskünfte haben will, die nicht völlig alltäglich sind, muss viele Formulare ausfüllen, die dann von den Mitarbeitern ausgewertet werden, und oftmals lange durch die eintönigen, grauen Gänge wandern, durch die er von den Mitarbeitern von einer Abteilung zur nächsten Abteilung geschickt wird, wo er dann wieder Formulare ausfüllen muss.
Sehr einfach kann man sich in diesen Gängen verlaufen, wenn man sich nicht darin auskennt, denn die Zahlenvielfalt, mit denen die Räume gekennzeichnet sind, ist verwirrend und bei weitem nicht immer nach offensichtlichen Gesichtspunkten sortiert.
Und wenn man durch die langen Gänge irrt, vielleicht endlich die Erlaubnis bekommen hat die gewünschte Akte einzusehen und an immer gleichen Türen vorbeikommt, die sich nur durch ihre Nummer unterscheiden, die sich alle nur mit der passenden Codekarte öffnen lassen, dann kommt einem das ein oder andere Gerücht doch merkwürdig real vor... dass sich ab und an jemand in diesem Labyrinth verirrte und erst Wochen später gefunden wurde.
Gerade die alten Archive liegen in wenig benutzten Teilen des Ministeriums, und wenn nicht ab und zu eine Putzkolonne vorbeikommen würde, würde vermutlich monatelang niemand hierher kommen. Und das Gebäude ist massiv - hier hört einen niemand schreien.
Während man durch diese, keineswegs geraden sondern verschachtelten und unübersichtlichen, Gänge wandert, dann denkt man auch an die alte Geschichte von dem alten Mann, der ab und an irgendwo in der Verwaltung auftaucht, der einen zuvorkommend behandelt und man nach der langen Wanderung durch die Abteilungen sich freut endlich jemanden zu treffen der einem hilft, anstatt nur an den Nächsten zu verweisen.
Freundlich erklärt er einem, wo man die gesuchte Information bekommt, beschreibt einem genau den Weg, den man gehen muss, und entlässt einen dann in das Labyrinth der Gänge...
Es gibt nur ein paar, die diese Geschichte erzählt haben, doch diese haben es in sich.
Plötzliche Stromausfälle, die die Betroffenen in endlose Dunkelheit gestürtzt haben, merkwürdige Schatten, die durch die Gänge zu schleichen schienen, Schritte die einem folgten, Türen die nirgendwohin zu führen schienen und merkwürdige Zufälle und Gebäudeteile, die auf keiner Karte verzeichnet sind, sind dabei noch harmlose Teile der Geschichten.
Alle Leute, die solche Geschichten erzählten, hatten zwei Dinge gemeinsam, nämlich dass sie alle offenbar nicht psychisch stabil waren und dass sie nicht erreicht hatten, weswegen sie gekommen waren.
Und es gibt noch andere Geschichten - nämlich über die, die gefunden haben, was sie suchten...
...natürlich glaubt niemand an solche Schauermärchen...nicht wahr?