Astronomie

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Seit der terranischen Frühzeit beobachtet die Menschheit das All und die Gestirne. Kometen und Meteore fanden bei Astrologen/Astronomen und ihren Zeitgenossen im terranischen Mittelalter wegen ihres unvorhersehbaren, den geordneten Lauf der Gestirne störenden Auftretens und ihrer oft spektakulären und wechselvollen Erscheinung größte Aufmerksamkeit. Sie galten meist als unheilvolle Vorzeichen (lat.: portenta) für Unwetter, Missernten, Hungersnöte, Kriege und Seuchen, selten kündigten sie Sieg oder die Geburt eines Königs an.

Hatten noch Isidor von Sevilla, Beda und Hrabanus Maurus die richtige, auf Seneca zurückgehende Ansicht vertreten, dass Kometen Himmelskörper mit sehr langer Umlaufzeit seien, so vertrat man (etwa Albertus Magnus, Thomas v. Chantimpre, Konrad v. Megenberg) seit der Aristotelesrezeption die Ansicht, Kometen seien Zusammenballungen von Ausdünstungen der Luft, die aufgestiegen seien und sich an der Hitze der untersten Planetensphäre entzündet hätten. Der Brand des Kometenschweifs entzöge der Luft Feuchtigkeit, was zu Trockenperioden und Hungersnöten führe, aber auch Eindickung des menschlichen Blutes und damit Krankheiten und Epidemien zur Folge hätte. Einer alternativen Theorie des terranischen Mittelalter nach waren Kometen Reflexionen planetarischen Lichts. Gemäß der Lehre Abumasars nahm man an, dass die Größe einer Planetenerscheinung der Bedeutung des angekündigten Ereignisses proportional sei. Theologen sahen (seit dem Kirchenvater Johannes von Damaskus [um 650 - um 750]) in Kometen kurzlebige außernatürliche göttliche Schöpfungen, die als Warnzeichen zu verstehen waren. Chronisten bemühen - zwecks höherer Glaubwürdigkeit - bei ihren Berichten über derartige Himmelserscheinungen gerne frühere Autoritäten: "Huius autem stelle quid inportet presagium, in libro Honorii de ymagine mundi, et ab Isidoro dicitur satis clare; hoc namque genus syderis cum oritur, aut mutaciones regnorum, aut pestilenciae, aut tempora bellica prefigurat."

Die 729 im Frankenreich gesichteten zwei Kometen konnten schon bald als Vorboten verheerender Sarazeneneinfälle gedeutet werden. Der (später so benannte) Halleysche Komet hatte im terranischen Mittelalter - zusammen mit denen der Jahre 760 und 1456 - 10 Periheldurchgänge, von denen sich viele belegt finden. Das eindrucksvollste Spektakel bot der Komet bei seinem Durchgang von 837, als er sich der Erde bis auf ca. 6 Millionen km näherte, einen Schweif von 93° Länge zeigte (also das halbe Firmament überspannte) und im April in Opposition zur Sonne stand (d.h. mit Sonnenuntergang aufging, um Mitternach kulminierte und mit Sonnenaufgang unterging). Als älteste bildliche Darstellung gilt die auf dem Teppich von Bayeux (Ende 11. Jh.), welche sich auf die Wiederkehr in eben dem Jahr 1066 bezieht, in dem Wilhelm der Eroberer bei Hastings die Engländer besiegte. Dem Durchgang des Halleyschen Kometen von 1145 ist eine stilisierte Abbildung im Eadwin-Psalter (12. Jh.) gewidmet. Der Auftritt des gleichen Schweifsterns im Jahre 1301 wurde in einem Altarbild Giottos (1303/04) festgehalten. Der Erscheinung eines anderen Kometen im Jahre 1313 wurde ein drastischer Rückgang der Heringsfangquoten angelastet. Konrad v. Megenberg berichtet von einer Kometenerscheinung im Jahre 1337, welche er u.a. für eine Heuschreckenplage in Deutschland verantwortlich macht. Eine weitere Abbildung des Halleyschen Kometen ist in der Schedelschen Weltchronik (1493) enthalten; sie bezieht sich auf den Periheldurchgang von 684, dem Unwetter, Hungersnot und Seuchen gefolgt sein sollen. Regiomontanus war der erste, der den Durchmesser von Kometenköpfen und die Schweiflänge durch Winkelmessung bestimmte. 1456 wurde der Halleysche Komet, Vorbote einer Türkeninvasion, durch Papst Calixtus III. mit dem Bannfluch belegt, was folgerichtig die Niederlage der Türken bei Belgrad am 6. August und den Rückzug des Kometen zur Folge hatte.