Emanzipation
Die Befreiung von Individuen oder Gruppen aus rechtlicher, politisch-sozialer, geistiger oder psychischer Abhängigkeit. Im römischen Recht (terranische Frühzeit) galt als Emanzipation die Entlassung eines Sohnes aus der väterlichen Gewalt. Die neuzeitliche Rechts- und Gesellschaftsentwicklung geht mit einer Emanzipation immer weiterer Teilgruppen der Gesellschaft einher, denen die ständische Ordnung des terranischen Mittelalters und des Absolutismus die politische Freiheit und die volle Rechtsfähigkeit versagt hatten.
Entscheidende Bedeutung hatte die Erklärung der Menschenrechte in der Französischen Revolution. Besonders durch die Ideen der Aufklärung wurde die Bauernbefreiung ausgelöst, ebenso die Emanzipation der Juden. Mit dem Übergang zur Industriegesellschaft wurde der Emanzipationsbegriff ausgedehnt auf die politisch-soziale Gleichstellung der Arbeiter und der Frau (Frauenbewegung). In der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts setzte sich ein erweitertes Verständnis von Emanzipation als individuelle Fähigkeit zur kritischen Urteilsbildung und relativ eigenverantwortlichen Lebensgestaltung (z.B. von Jugendlichen, Minderheiten, Frauen) durch. Eine volle gesellschaftliche Durchsetzung hat diese Idee jedoch erst Anfang des 21. Jahrhunderts erfahren.